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Maija Luutonen

27.1.-31.3.2019

Maija Luutonen (*1978, FI) realisiert ihre grossformatigen, farbintensiven Gemälde vorwiegend auf Papier, da dieses sich für Experimente besonders eignet und in Form einer immateriellen Qualität weisse «negative» Räume auf der Oberfläche hervorbringt. Ihr auf die Beziehung zwischen Zeit und Bewegung gelegter Fokus beruht auf der instabilen Eigenschaft des Materials. Die Werke sind eher als ein Ensemble von sich langsam bewegenden Bildern, als in sich vollständige und abgeschlossene Arbeiten zu verstehen. An die Wand angelehnt, gestapelt, gefaltet, vor einer Tür oder einem Fenster platziert, unterstreicht die Präsentation den unvollendeten Anschein der Werke. Indem Luutonen Farbe und Licht mit Bezügen zur bebauten Umwelt und Natur zusammenführt, untersucht sie Möglichkeiten einer Illusion räumlichen Eintauchens auf ebener Fläche. Sie hält an störenden und ungelösten Momenten in de n Gemälden fest, da diese gleichwohl interessant und dynamisch sind.

Die Ausstellung besteht aus drei Werkgruppen: ein Ensemble 2016 entstandener Gemälde, eine Serie mit dem Titel Patch, die 2018 im Museum of Contemporary Art Kiasma / Finnische Nationalgalerie in Helsinki gezeigt wurde, und eine Reihe neuer Werke, welche die Künstlerin eigens für die Ausstellung im Kunsthaus Pasquart produziert hat. Die Bilder von 2016 veranschaulichen Luutonens Umgang mit Zweidimensionalität und Räumlichkeit sowie ihre Auffassung von Repräsentation. Deren Erforschung erstreckte sich bereits zu dieser Zeit auf die Oberfläche des Papiers, das die Künstlerin manchmal als Relief behandelte und mittels Markierungen auf der Rückseite Formen auf der Oberfläche hervortreten liess. In Zeiten ständiger Inputs, verschlüsselter Themen, wechselhaftem Klima und einer möglichen Apokalypse konzentrierte sie sich in dieser Werkgruppe auf das Oszillieren zwischen Angst und Ekstase. Auch das Papier gewann an Bedeutung, wenn es sich als Hintergrund in den Raum einfügt oder sich am Boden wie eine geheime Schriftrolle zusammenrollt. Ausgehend von dieser grundsätzlich ebenen Fläche beschäftigte sich die Künstlerin in den Gemälden von 2016 auch mit Vorstellungen von geschlossenen Räumen. Zimmer, in denen wir leben, aus welchen wir hinausschauen, wo Materielles und Digitales zunehmend zu verschmelzen scheint, oder wo Kunst präsentiert wird – in diesen Arbeiten wurde die Oberfläche zu einem Gefäss für Erzählungen und Gedanken und der Ausstellungsraum zu einer Bühne für ein Entstehen und Entschwinden.

In der Serie Patch hat Luutonen die Grenzen der traditionellen Malerei aufgebrochen, um Räumlichkeit durch Farbe, Licht und mediale Experimente zu erzeugen. Sie kombinierte hier Maltechniken mit Druckverfahren, digitaler Bearbeitung und der Aneignung von Bildern und verfolgte so einen Prozess von Abkürzungen, Fehlern und Experimenten, um letztlich zu einer präziseren und klareren Form der ursprünglichen Idee zu gelangen. Die schillernde Visualität und sinnliche Verwendung von Material und Oberfläche kamen auf diese Weise zum Ausdruck. Gleichzeitig begann die Künstlerin, unkonventionelle Präsentationsformen der Werke im Ausstellungsraum zu erproben.

Die neuen Gemälde aus der zweiten Hälfte des Jahres 2018 befassen sich alle mit Themen der Vorstellung und dem, was am Rand dieses Bereichs geschieht. Dies umfasst die körperliche Wahrnehmung ebenso wie das Sehen und die Augen im Allgemeinen. Ähnlich zu den sogenannten «Mouches volantes» – die auf der Netzhaut vorkommen können und den Eindruck erwecken, als würde man schwebende Linien, verschwommene dunkle Bereiche und insektenähnliche Formen sehen – macht Luutonen Arbeiten, die «doppelt sehen» lassen oder Partikel zeigen, die auf der Oberfläche treiben oder ausserhalb der Bildschärfe liegen. Während dies das psychologische und ästhetische Feld ist, in dem die Künstlerin derzeit tätig ist, befasst sie sich in ihrer Malerei mit Themen der Wiederholung, der Worte, der Langeweile, der Müdigkeit, der Freizeit und der Meditation. Die grösseren Gemälde erkunden Räume, die sowohl als Aussen- wie Innenbereiche, von Menschen konstruiert oder als Zwischenräume gelesen werden können. Die kleineren Werke sind eher persönliche Aufzeichnungen und erinnern an Nahaufnahmen und flüchtige Momente.

Die Ausstellung Patch im Kunsthaus Pasquart ist die erste Präsentation von Maija Luutonens Arbeit in der Schweiz. Die Ausstellung ist eine Kooperation mit dem Museum of Contemporary Art Kiasma / The Finnish National Gallery in Helsinki. Luutonens Werkgruppe Patch (2018) ist die erste einer Serie von neuen Arbeiten aufstrebender, in Finnland wohnhafter und arbeitender Kunstschaffender, die von Kiasma Commission by Kordelin in Auftrag gegeben wurde. Kiasma Commission by Kordelin wurde initiiert vom Museum of Contemporary Art Kiasma in Helsinki mit freundlicher Unterstützung der Alfred Kordeli Foundation, Helsinki.

Maija Luutonen hat an der Ecole Nationale Supérieure des Beaux-Arts, Paris sowie an der Finnish Academy of Fine Art studiert und lebt und arbeitet heute in Helsinki. Einzelausstellungen hatte sie in Finnland, Dänemark und Lettland. Die Präsentation im Kunsthaus Pasquart ist ihre bisher umfangreichste Einzelausstellung.

Kuratorin der Ausstellung

Felicity Lunn, Direktorin Kunsthaus Pasquart

Öffentliche Führungen

Do 28.2.2019, 18:00   (fr)    Valentine Yerly, Kunstvermittlerin

Do 7.3.2019, 18:00    (dt)   Felicity Lunn, Direktorin Kunsthaus Pasquart

MAIJA LUUTONEN – PATCH, Ausstellungsansichten Kunsthaus Pasquart 2019
Fotos: Anita Vozza; Courtesy the artist