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Short Cuts

18.4.2015-14.6.2015

In einer Zeit des allgegenwärtigen Digitalen beleuchtet die interdisziplinäre Gruppenausstellung Short Cuts den Dialog zwischen zwei Generationen von Kunstschaffenden, die sich zwischen Kunst, Design und Technologie bewegen. Diese Gegenüberstellung macht ersichtlich, wie in den elektronischen Künsten der Gegenwart sowie in der Konkreten und Kinetischen Kunst der 1960er und 1970er Jahren Technologie und ihre Effekte präsent sind. Wir erkennen in den Werken Grafikdesign, Algorithmen, innovative Produktionsprozesse von Serien und neuartige ästhetischen Formen. Mit dem Blick durch ein Kaleidoskop vergleichbar ermöglicht die Ausstellung den Zugang zu einer formalen und diskursiven Vielfalt, die auf das Zusammenspiel zwischen unseren zunehmend digitalisierten Lebenswelten und medial geprägten künstlerischen Praktiken verweist. Das Kooperationsprojekt Short Cuts wird von der Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia im Rahmen des Schwerpunkts «Digitale Kultur» unterstützt. Die Schule für Gestaltung Bern und Biel, der Verein TSKZ sowie das Ensemble Vortex sind ebenso Partner der Ausstellung.

Im Feld der jüngeren Generation überlagern sich unterschiedliche Positionen wie Marie-Julie Bourgeois, Gysin & Vanetti, Esther Hunziker, NORM, Julien Prévieux oder Troika. Gemeinschafts-projekte von Jürg Lehni oder Yugo Nakamura / William Lai machen ersichtlich, wie das Arbeiten
im Netzwerk ständig neue Szenarien der Kunstproduktion und -betrachtung hervorbringt. Forschungsprojekte, wie das Re-programmed art: an open manifesto  verändern wissenschaft-liches Arbeiten und dessen Methoden. Die Aufführungen von Cod.Act und Ensemble Vortex räumen dem performativen Element einen Platz ein. Im historischen Bereich veranschaulichen die Werke, wie innovative Tendenzen durch eine Technologie-Bewegung getragen wurden, aus der Kunstschaffende hervorgegangen sind, die sich auch als Forschende verstehen. Mit den Werken von Karl Gerstner und Jean Dupuy, Piotr Kowalski, Manfred Mohr, François Morellet oder Atsuko Tanaka unterstreicht die Ausstellung, wie deren Ästhetik des Digitalen bis heute aktuell geblieben ist. Geschichtsträchtige Dokumente zeugen von künstlerischen Ereignissen in diesem Wirkungskreis, an denen sowohl internationale wie Schweizer Kunstschaffende beteiligt waren.

Die Ausstellung bringt mit raumfüllenden Installationen, Videoprojektionen, Robotik-Objekten, Forschungsprojekten, Performances und historischen Dokumenten Kunstschaffende unterschiedlicher Nationalitäten zusammen. Die Kontinuitäten und Brüche, die sich im Austausch zwischen unterschiedlichen Disziplinen ereignet haben, zeigen sich in den historischen und zeitgenössischen Werken. Die frühen Errungenschaften werden weiterentwickelt oder dekonstruiert und mit neuen Thematiken kombiniert. Beide Generationen untersuchen zeitliche und räumliche Wechselwirkungen sowie das Zusammenspiel zwischen Information und Wirklichkeit. Das mechanische und digitale Innenleben bestimmter Arbeiten bringt verspielte und zugleich errechnete Bildkombinationen von Raster und Formen hervor. Unabhängig von Epochen erweisen sich Wiederholung, Ordnungsverfahren, Kombination und Variation von ästhetischen Mustern als Resultat technologisch geprägter Kunst. Die Werke der Gegenwart durchlaufen anhand dieser Eigenschaften einen Prozess, der an eine Erneuerung der Konkreten Kunst erinnert.

Einerseits wird das Programmieren als Grundlage des künstlerischen Prozesses eingesetzt. Andererseits lassen Kunstschaffende sich nicht mehr von den Grenzen der Technologie einschränken und verbinden unterschiedliche Medien im Kontext ihrer künstlerischen Experimente. Die Technologie wird als ein Element ihrer Praxis erachtet und nicht mehr als bestimmendes Instrument ihres Schaffens. Partizipation und Bewegung sind ebenso Bestandteil ausgewählter Werke. Bei deren Betrachtung mag die Erkenntnis entstehen, dass ästhetische Wahrnehmung nicht nur auf Bildinformationen gründet, sondern auch auf dem Verhalten der Rezipienten; also wie sich das Publikum dem Werk nähert, wie es mit ihm interagiert. Technologische Neuerungen halten unmittelbaren Einzug in die Kunstproduktion. Auffallend bei den elektronischen Künsten ist ihre Nähe zu unseren Lebenswelten. Dabei wird Technologie nicht als Symbol des Fortschritts gepriesen, sondern es zeigt sich eine umfangreiche Diversität von Werken, die zukunftsorientierte Aspekte thematisieren, auf Schwachstellen im (sozialen) System aufmerksam machen oder anhand utopischer Szenarien kritische Impulse setzen.

Die umfangreiche und zugleich präzise Werkzusammenstellung ermöglicht dem Publikum sich ein Urteil zu bilden, ob die gängigen Werkkategorien sich auflösen und dadurch Raum für neue Szenarien von Kunst entsteht. Im Dialog der Generationen zeigen sich visuelle Motive, die sich wie Echos zwischen den Epochen bewegen. Angesichts dieses Austausches leistet die Ausstellung einen Beitrag zur Diskussion um den Stellenwert technologisch geprägter Kunst im Kontext der Gegenwartskunst und der Gesellschaft.

Künstlerinnen und Künstler: Yacoov Agam | Giovanni Anceschi / Serena Cangiano / Davide Fornari | Samuel Bianchini / Sylvie Tissot | Davide Boriani | Marie-Julie Bourgeois | Thibault Brevet | Gianni Colombo | Cod.Act | Carlos Cruz-Diez | Angel Duarte | Jean Dupuy | Matthew Epler / The ReCode Project | Free Art and Technology (F.A.T.) Lab & Synaptic Lab | Antonin Fourneau / Douglas Edric Stanley | Martin Fröhlich | Karl Gerstner | Piero Gilardi | Gruppo T | Gramazio & Kohler and Raffaello D’Andrea in Cooperation with ETH Zurich | Gysin & Vanetti | Leander Herzog | Hervé Huitric / Monique Nahas | Esther Hunziker | Piotr Kowalski | Jürg Lehni | Julio Le Parc | LIA | Manfred Mohr | Véra Molnar | François Morellet | Yugo Nakamura / William Lai | NORM | Giorgio Olivero / Fabio Franchino – ToDo | Julien Prévieux | Casey Reas | Rafaël Rozendaal | Selena Savić / Philipp Lammer / Gordan Savičić | Jesús Rafael Soto | Takis | Atsuko Tanaka | Troika | Ensemble Vortex | Yvonne Weber

Kurator der Ausstellung: Daniel Sciboz

Beratender Kurator: Jean-Louis Boissier

 

Short Cuts, Ausstellungsansichten / vues d’exposition / exhibition views Kunsthaus Centre d’art Pasquart 2015
Fotos / Photos: P.Christe