Laurent Güdel (*1984, lebt und arbeitet in Biel)
Unknown artist, 2020
Audio, Monophonie, 1091’50“
Laurent Güdel präsentiert in seiner Klanginstallation ein zufällig gefundenes Ton-dokument. Als er eine Bestellung von vier digitalen Aufnahmegeräten aus China zugestellt bekam, stellte er fest, dass auf einem davon drei Dateien gespeichert waren: sie enthielten eine kontinuierliche Aufnahme von mehr als 18 Stunden gedämpfter Stimmen und undeutlicher Geräusche. Offenbar drückte eine Angestellte der Spedition den REC-Knopf, bevor sie ihn in den Versandkarton legte. Der Ton scheint aus einem Lagerhaus in Südchina zu kommen, die Lage des Aufnahmeortes konnte jedoch nicht konkret bestimmt werden. Hören wir genau hin, nehmen wir Geräusche von Barcode-Scannern, Fahrzeugmotoren, des Verschiebens von Paletten, Containertüren usw. wahr. Die Dauer der Aufnahme zeigt, dass die Aktivität in diesem Warenlager nie ganz aufhört. Stimmaufzeichnungen sind seltener, dennoch hört man manchmal Angestellte sprechen. Dieses Soundobjekt stellt eine einzigartige Phonographie des unhörbaren Funktionierens des kommerziellen Austauschs dar. Die Installation provoziert eine Verschiebung im Zuhören, indem sie uns die Perspektive der Ware selbst einnehmen lässt. So versucht denn auch das stereophone Gerät, den akustischen Raum dieses Lagerhauses so nachzubilden, wie er vom Aufnahmegerät erfasst wurde.
Laurent Güdel nimmt Teil an der Aktion «artist takeover» unseres Instagram-Accounts:
#artisttakeover am 2.3.2021