Pascal Häusermann
4 Mai 2014 – 22 Juni 2014
Pascal Häusermann
4.5.2014 – 22.6.2014
Pascal Häusermann (*1973, Chur) greift traditionelle Muster und Formen oder Darstellungen auf und interpretiert sie neu. Dabei entstehen überraschende Kombinationen mit intelligenten Verweisen auf soziale, wirtschaftliche oder kulturelle Phänomene. Auch das Kunsthandwerk – wie die Bezüge zur Steinbildhauerei, Tief- und Hochdrucktechniken und nun neu auch die Muster der Fliesenmosaike zeigen – spielt im Werk des Künstlers eine wichtige Rolle.
In seiner ersten institutionellen Einzelausstellung richtet Pascal Häusermann den Fokus auf das Prinzip der Überlagerung, das für sein Schaffen wegweisend ist. Diese Art der Überlagerung spielt mit der Uneindeutigkeit zwischen Dualität und Einheit. Was zunächst als Einheit erscheint, entpuppt sich als zusammengesetzt, kann danach jedoch wieder synthetisiert werden. Der Künstler interessiert sich nicht nur für die Schichtung verschiedener Medien, wie beispielsweise der Fotografie und des Holzschnittes, sondern auch für die Überlagerung beziehungsweise die Verbindung von historischen und aktuellen Bildquellen, oder von verschiedenen inhaltlichen Zusammenhängen.
Im ersten Teil der Ausstellung zeigt Häusermann eine Serie von Monotypien („Salvation“), die er seit 2010 stetig erweitert. Dabei wird jeweils ein Naturmotiv aus einem Holzschnitt aus dem 15. Jahrhundert über ein zeitgenössisches „Hochglanz“-Interieur gelegt. Mit dem Holzschnitt und der Fotografie werden nicht nur zwei ganz unterschiedliche Medien kombiniert, sondern auch zwei Welten. Auch wenn die sich überlagernden Bilder auf den ersten Blick ganz verschieden scheinen mögen, eines haben sie gemeinsam: Sie unterstreichen die Erhabenheit des Dargestellten. Dies kann die dramatisch inszenierte Natur genauso sein wie die von Stahl und Glas dominierten edlen Neubauten. Was in „Salvation“ auf zweidimensionaler Ebene geschieht, wird mit der eigens für die Räumlichkeiten des CentrePasquArt geschaffenen Installation in den Raum übertragen: Ein gigantisches, sich verzweigendes Geäst wächst aus der Wand heraus, nimmt den Gang des Museums für sich ein und endet schliesslich in einem der Ausstellungsräume. Ergänzt wird die Skulptur durch eine an pflanzliche Formen erinnernde Wandmalerei.
Im zweiten Teil der Ausstellung werden unter anderem Werke präsentiert, die im Rahmen eines Atelieraufenthaltes in Paris entstanden sind. Im Zusammenhang mit dem intensiven interkulturellen Austausch zwischen Frankreich und den islamisch geprägten Ländern, konzentrierte sich Häusermann auf die Tradition der marokkanischen und maurischen Kunst. Versuch war es beispielsweise, ausgehend von Mosaiken, Mustern von Wandmalereien und ornamentalen Fassadenreliefs, die flächigen Motive zu räumlichen Strukturen zu formen. In anderen Arbeiten steht das Flechtwerk des Mosaiks als Bild für das (urbane) Labyrinth, von dem auch Walter Benjamin im Passagen-Werk spricht: „Die Stadt ist die Realisierung des alten Menschheitstraumes vom Labyrinth. Dieser Realität geht, ohne es zu wissen, der Flaneur nach.“ Inspiriert durch Benjamins Gedanken schafft Häusermann Bezüge zwischen den Mosaiken und Stadtplänen oder dem Pariser Metrosystem und verbindet so das geometrische Muster mit einem Orientierungssystem. Die Kombination von religiösen und urbanen ornamentalen Formen wiederum ruft zahlreiche Assoziationen zum sozialen und kulturellen Leben in Paris ins Gedächtnis. Abgerundet wird die Ausstellung mit einer Arbeit, die als Weiterentwicklung der Kombination von maurischen Mosaiken und öffentlichem Verkehrsnetz einen Bezug zu Biel herstellt und so auf die Ähnlichkeiten der beiden Städte verweist.
Mit der freundlichen Unterstützung von
Kuratorin der Ausstellung: Irène Zdoroveac