Raphael Hefti
4 Mai 2014 – 22 Juni 2014
Raphael Hefti
4.5.2014 – 22.6.2014
Manor Kunstpreis
Bereits zum dritten Mal konnte das CentrePasquArt Biel die Suche nach KandidatInnen starten und der paritätisch zusammengesetzten Jury Vorschläge unterbreiten, wobei es folgende Bedingungen zu berücksichtigen galt: Die vorgeschlagenen KünstlerInnen dürfen das vierzigste Lebensjahr noch nicht überschritten haben und müssen aus dem Kanton Bern stammen (Heimatort) oder seit mindestens fünf Jahren dort ansässig sein. Für das Jahr 2014 hat die Jury (Chantal Pro d’hom, Lausanne, Raffaella Chiara, Bern, Raffael Dörig, Langenthal, Kathrin Grögel, Basel, Pierre-André Maus, Genf) Raphael Hefti (*1978 in Biel, lebt und arbeitet in Zürich und London) zum Preisträger des Manor Kunstpreises Biel, Kanton Bern gewählt.
Der Manor Kunstpreis gilt als eines der wichtigsten und prestigeträchtigsten privaten Kunstförderungsinstrumente der Schweiz. Nach Aarau, Basel, Chur, Genf, Lausanne, Luzern, Lugano, Schaffhausen, Sion, St.Gallen und Winterthur ist Biel die zwölfte Stadt, welche die wertvolle Auszeichnung verleihen darf. Seit seiner ersten Verleihung im Jahre 1982 in Luzern wurden bereits mehr als einhundert junge KünstlerInnen ausgezeichnet. Der Preis umfasst ein Preisgeld von CHF 15’000 sowie eine Ausstellung mit Katalog. Ausserdem erwirbt Manor eines der Werke des Preisträgers für die eigene Sammlung. Der Preis wird im Zweijahresrhythmus in Zusammenarbeit mit dem lokalen Kunstmuseum vergeben; im Kanton Bern ist das Kunsthaus CentrePasquArt in Biel Partner und Austragungsinstitution.
Raphael Hefti ist 1978 in Biel geboren und lebt und arbeitet in Zürich und London. Nach einer Lehre zum Elektroniker wendete er sich 1998 der Kunst zu und absolvierte die Ecole cantonale d‘art (ECAL) in Lausanne und die Slade School of Fine Art in London. Raphael Hefti hatte Einzelausstellungen in der Galerie RaebervonStenglin, Zürich (2014), am CAPC – centre d’art contemporain de Bordeaux, in der Galerie Ancient & Modern, London (2013), am Camden Arts Centre, London sowie im White Cube Bermondsey Space, Londen (2012). Er wurde zudem beauftragt eine permanente Installation auf dem Dach der neu eröffneten Fondation Vincent Van Gogh Arles (2014) zu realisieren.
Die diesjährige Manor Kunstpreis Ausstellung im Kunsthaus CentrePasquArt – die erste institutionelle Einzelausstellung des Künstlers in der Schweiz – setzt die wichtigsten Aspekte von Heftis künstlerischer Praxis zueinander in Beziehung; Aspekte, die ihn zu einem der interessantesten Künstler seiner Generation machen. In Heftis Werk haben sowohl die Fotografie wie auch die Skulptur einen zentralen Stellenwert, wobei sich die eine oft anhand von Experimenten in die andere übersetzt. In seinen Arbeiten bleibt der Bezug zum Handwerk und zur Industrie ein wichtiger Bestandteil. Heftis Faszination für industrielle und technische Phänomene verleitet ihn zu Experimenten, deren Materialwahl unvorhersehbare Herausforderungen birgt. Der Künstler eignet sich technische Verfahren an und erweitert sie gleichzeitig. Dabei geht es ihm nicht allein um das entstandene Endprodukt, sondern gleichen Teils um den Prozess und die hervorgerufene Transformation des Materials, die er ins Extreme weiterführt. Von der Herstellung von Stahlstäben, die so zerbrechlich wie Glas sind, über das Ausleuchten von ganzen Tälern oder das Transformieren des Ausstellungsraumes in eine gigantische Giessereiwerkstatt – seine Aktionen lassen sich als alchemistisch beschreiben.
Raphael Heftis Ausstellung ermöglicht es, die Wege zu beobachten, welche die unterschiedlichen Bereiche seiner Tätigkeit anhand von Prozessen verbinden. Die Ausstellung hinterfragt formale Merkmale der Werkpräsentation und lässt ersichtlich werden, wie die Kooperation einen beständigen Teil seiner künstlerischen Untersuchungen darstellt. Die grossformatigen Fotogramme der Serie Lycopodium, 2011, in welchen hochentzündliche Lycopodium-Sporen das Fotopapier belichten, was unerwartet farbstarke Bilder hervorruft, stehen für diese vielschichtigen technischen und kooperative Prozesse. Die Untergrabung der natürlichen Eigenschaften des Materials geschieht in den gross angelegten Arbeiten der Serie Subtraction as Addition, 2011, die primär das Verhältnis zwischen Materialität, Licht und Raum untersuchen.
Die Oberfläche seiner Skulpturen aus Museumsglas bewegt sich zwischen Undurchsichtigkeit und Lichtdurchlässigkeit und ist abhängig von der nicht-reflektierenden Beschichtung, die aufgetragen wurde. Diese Beschichtungsmethode, die normalerweise zum Schutz der Werke vor UV-Strahlen auf den Museumsfenstern angebracht wird, lässt durch die künstlerische Anwendung eine Spiegelfläche entstehen und dreht ihre ursprüngliche Funktion ins Gegensätzliche. Heftis Interesse am ästhetischen Potenzial chemischer Prozesse und am technischen Verfahren, das besonders durch den kreativen Umgang mit Unvollkommenheit und Fehlerhaftigkeit ersichtlich wird, kann in der Ausstellung anhand seiner Objektsammlung erfahren werden. Darin enthalten ist ein Werk, das aus geschmolzenen PET-Flaschen, einer zerlegten Flugturbinen-Leitschaufel und Stahlartefakten, die während einer früheren Ausstellung gegossen wurden, hergestellt ist. Jedes Objekt ist das Resultat eines unterschiedlichen Experiments.
Kuratorin der Ausstellung: Felicity Lunn, Direktorin Kunsthaus CentrePasquArt Biel
Publikation zur Ausstellung: Zur Ausstellung erscheint eine limitierte Künstleredition
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