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(UN)CERTAIN GROUND

Aktuelle Malerei in der Schweiz

3.7.-4.9.2022

Mitchell Anderson, Caroline Bachmann, Ralph Bürgin, Miriam Cahn, Sylvain Croci-Torti, Philippe Decrauzat, Andriu Deplazes, Andreas Dobler, Natacha Donzé, Barbara Ellmerer, Klodin Erb, Valérie Favre, Louisa Gagliardi, Luisanna Gonzalez Quattrini, Inka ter Haar, Charlotte Herzig, Andreas Hochuli, Daniel Karrer, Renée Levi, Rachel Lumsden, Jean-Luc Manz, Yoan Mudry, Caro Niederer, Giacomo Santiago Rogado, Francisco Sierra, Elza Sile, Hans Stalder, Sereina Steinemann, Christine Streuli, Markus Weggenmann, Uwe Wittwer

Kein anderes künstlerisches Medium hat so viele positive wie auch negative Zuschreibungen erfahren wie die Malerei. Sie ist zwar nicht mehr die dominierende Kunstform, bleibt aber dennoch ein wichtiger Bezugspunkt für nichtmalerische Praktiken und hat sich selbst um Ansätze erweitert, die früher mit anderen Medien assoziiert wurden, wie Konzeptkunst, Institutionskritik oder Performancekunst. Die Malerei wird ständig neu interpretiert und erlebt derzeit einen Aufschwung. So erscheint es angemessen, dass die Ausstellung im Kunsthaus Pasquart, das in den letzten zehn Jahren kontinuierlich Malerei präsentiert hat, den aktuellen Stand des Mediums in der Schweiz in den Fokus stellt.

Die Ausstellung (Un)certain Ground ist kein Überblick über die Schweizer Malerei, sondern konzentriert sich auf Malerinnen und Maler in oder aus der Schweiz, die sich mit ihrem Werk gerade (neu) positionieren. Die von den drei Kuratorinnen der Ausstellung – Madeleine Amsler, Clare Goodwin und Felicity Lunn – getroffene Auswahl trägt verschiedenen Generationen und geografischen Standorten Rechnung; sie berücksichtigt einflussreiche Künstlerinnen und Künstler, aber auch andere, die weniger sichtbar interessante Arbeiten entwickeln. Die Ausstellung unterstreicht vor allem die Art und Weise, wie Experimentierfreude, Prozesshaftigkeit, das Verhältnis zwischen Figurativem und Abstraktem sowie die Vielfalt von Ideen und Ausdrucksformen aktuell in der Malerei in der Schweiz praktiziert werden.

Die Neuinterpretation kunsthistorischer Quellen prägt die Praxis mehrerer der teilnehmenden Kunstschaffenden. So lässt sich Valérie Favre von den Malern des frühen 20. Jahrhunderts inspirieren, Ralph Bürgin und Klodin Erb interessieren sich für klassische Themen und Markus Weggenmann bezieht sich auf die Hard Edge-Malerei. Traditionelle Kunstgattungen werden in den Landschaften von Caroline Bachmann, den Stillleben von Francisco Sierra und Hans Stalder und den Interieurs von Caro Niederer mit zeitgenössischer Bedeutung aufgeladen. Auch andere Bildsprachen sind wichtige Inspirationsquellen: Populärkultur und Comics für Mitchell Anderson und Sereina Steinemann, Grafikdesign und soziale Medien für Louisa Gagliardi, Werbung für Andreas Hochuli und Science-Fiction-Filme und Videospiele für Natacha Donzé.

Die Malerei zeigt sich in der Ausstellung als sehr empfänglich für eine breite Palette von Einflüssen. Dazu gehören andere künstlerische Medien: die Fotografie bei Caro Niederer und Uwe Wittwer, die Skulptur bei Ralph Bürgin und die Installation bei Elza Sile. Wissenschaftliche und historische Recherchen prägen das Werk von Barbara Ellmerer und Uwe Wittwer, Valérie Favre schöpft aus Literatur und Philosophie, Rachel Lumsden verdichtet das Zeitgeschehen zu Bildmotiven, Miriam Cahn und Yoan Mudry kommentieren kritisch gesellschaftspolitische Fragen. Das Alltägliche ist in die Kunst von Caro Niederer, Hans Stalder, Sereina Steinemann und Jean-Luc Manz eingeflochten; Mitchell Anderson untersucht in seinem selbstreflexiven Ansatz die Bedeutungen, die wir Bildern und Objekten beimessen, und Renée Levi und Christine Streuli zitieren ihr eigenes Bildarchiv. Sowohl Andreas Hochuli als auch Yoan Mudry integrieren Worte und Textfragmente in ihre Bilder, um Assoziationsräume zu eröffnen. Als Medium, das traditionell am engsten mit dem Ausdruck von Emotionen verknüpft ist, vermittelt die Malerei in den Werken von Andreas Dobler und Giacomo Santiago Rogado Ansätze von Spiritualität. Francisco Sierras Gemälde sind von surrealem Witz, und sowohl Miriam Cahn als auch Andriu Deplazes erkunden die Fragmentierung der Identität.

(Un)certain Ground umfasst sowohl figurative als auch abstrakte Malerei, wobei es vielen der teilnehmenden Künstlerinnen und Künstler, zu denen Markus Weggenmann, Barbara Ellmerer und Daniel Karrer gehören, um die Verwischung der Grenzen geht. Die reduzierte, klare Formensprache von Caroline Bachmann, Charlotte Herzig und Inka ter Haar kontrastiert deutlich mit der Auflösung der Figuren von Miriam Cahn oder der Flüchtigkeit der Farbe in den zarten Kompositionen von Luisanna Gonzalez Quattrini. Auch die Ansätze zur Abstraktion sind vielfältig: von den reduzierten monochromen Strukturen von Jean-Luc Manz und den ortsspezifischen Installationen von Sylvain Croci-Torti und Philippe Decrauzat über Muster und Ornamente im Werk von Christine Streuli und Renée Levi bis hin zu den fliessenden Kombinationen aus geometrischen und amorphen Formen von Giacomo Santiago Rogodo und Natacha Donzé.

Grundlegende Fragen, die die Malerei seit Jahrhunderten beschäftigen, werden auf zeitgenössische Weise untersucht: das Verhältnis von Figur und Grund, Fläche und Tiefe in den Gemälden von Louisa Gagliardi und Inka ter Haar sowie das symbolische Potenzial der Farbe im Werk von Mitchell Anderson. Farbe ist nicht nur Farbe, sondern auch physisches Material in den gestischen, expressiven Gemälden von Rachel Lumsden, Valérie Favre und Klodin Erb. Obwohl sich die Ausstellung vorwiegend auf das traditionelle Format der bemalten, an der Wand hängenden Leinwand konzentriert, sind auch einige wenige Werke auf anderen Trägern zu sehen: Wandmalereien von Charlotte Herzig, Glasbilder von Uwe Wittwer und Daniel Karrer sowie Elza Siles skulpturale Bilder auf Aluminium.

Teilnemehmende Künstler*innen

Mitchell Anderson, Caroline Bachmann, Ralph Bürgin, Miriam Cahn, Sylvain Croci-Torti, Philippe Decrauzat, Andriu Deplazes, Andreas Dobler, Natacha Donzé, Barbara Ellmerer, Klodin Erb, Valérie Favre, Louisa Gagliardi, Luisanna Gonzalez Quattrini, Inka ter Haar, Charlotte Herzig, Andreas Hochuli, Daniel Karrer, Renée Levi, Rachel Lumsden, Jean-Luc Manz, Yoan Mudry, Caro Niederer, Giacomo Santiago Rogado, Francisco Sierra, Elza Sile, Hans Stalder, Sereina Steinemann, Christine Streuli, Markus Weggenmann, Uwe Wittwer

Kuratorinnen der Ausstellung

Madeleine Amsler, Clare Goodwin, Felicity Lunn

Kunstimbiss – Zu Tisch mit dem Kunsthausteam

Fr 8.7.2022, 12:15      (dt/fr) Kurzführung mit anschliessendem Imbiss von Batavia

Öffentliche Führungen

Do 18.8.2022, 18:00   (dt)   Felicity Lunn, Ko-Kuratorin

Do 25.8.2022, 18:00  (fr)    Laura Weber, assistante aux expositions

Performance

Do 1.9.2022, 18:30              Dance performance by Catol Teixeira

Künstler*innengespräch und Finissage

So 4.9.2022, 15:00-18:00 (dt/fr/eng)       Künstler*innen der Ausstellung im Gespräch mit Madeleine Amsler, Clare Goodwin und Felicity Lunn.

Um 16:30      Special screening: Klodin Erb, Johnny Woodhead and the Nightmärlis, 2022

Um 17:00      Live act by Andrew Canyon: Songs for people and paintings

Buffet installation by Clare Goodwin

(UN)CERTAIN GROUND, Ausstellungsansichten / vues d’exposition / exhibition views Kunsthaus Centre d’art Pasquart, Courtesy the artist; Fotos / photos: Guadalupe Ruiz