Andreas Eriksson
6 Juli 2014 – 17 August 2014
Andreas Eriksson
6.7.2014 – 17.8.2014
Seit seiner Jugend beschäftigt sich der schwedische Künstler Andreas Eriksson (*1975, Björsäter) mit der Malerei sowohl als Medium wie als Genre. Die stimmungsvollen Werke erinnern an die schwedische Landschaft, die das Atelier des Künstlers umgibt. Dabei ist er weniger am Erschaffen von Bildern interessiert, sondern benutzt Leinwand und Farbe, um seine visuelle und emotionale Wahrnehmung dieses natürlichen Umfeldes zu erfahren und zu entfalten. Eriksson benutzt Medien wie Fotografie, Skulptur, Video und das Weben. Dabei verwendet er diese medialen Möglichkeiten – welche er als unterschiedliche Instrumente für die Untersuchung der Malerei sieht – um das Alltagsleben in einen diffusen Raum zu übersetzen, in dem der Betrachter verweilen kann.
Die Werke der letzten Dekade legt Andreas Eriksson in den Fokus seiner ersten institutionellen Einzelausstellung, welche er mit neuen Arbeiten wie die Bilderteppiche aus Damast und die Videoinstallation Houses ergänzt. Bekanntgeworden ist der Künstler als Maler, der aufgrund der ländlichen Motive seiner Werke oft der europäischen Malertradition des Nordens zugeordnet wurde. Im Gegensatz zur Romantik reflektieren seine Werke jedoch eine analytische, experimentelle und technische Arbeitsweise mit der Leinwand und der Farbgebung seiner natürlichen Umgebung. Anstatt die Natur zu malen, um sie wiederzugeben, zielt Eriksson darauf ab, sich in seinem Lebensraum durch den Umgang mit Nuancen und Texturen der Farbe selber zu erfahren.
In seinen Gemälden baut Eriksson mit Blöcken, Schichten und Pinselstrichen aus Farbe Strukturen auf, die man als Landschaften, Erdschichten, moosartige Gebilde, Blattzellenstrukturen oder schlichtweg als Nachbilder auf der Retina betrachten kann, wenn man zu lange in den blendend weissen Schnee geschaut hat. Indem der Künstler erkennbare Topografien, Perspektiven, Reproduktionen von Realität vermeidet, macht er die Unterscheidung zwischen Erde und Himmel, Figurativem und Abstraktem zu einem anspruchsvollem Unterfangen. Sowohl Spiegelungen in den Fenstern seines Ateliers als auch die shadow paintings, welche auf Fotografien zurückgehen, die Schatten von vorbeifahrenden Autos auf Mauern zeigen, oft untersuchen seine Malereien die immateriellen Spuren der menschlichen Gegenwart. Dazu sagt der Künstler: „Wenn Du etwas lange genug betrachtest, wird es eventuell zu etwas anderem. Für mich wird dieses etwas andere zu einer malerischen Erfahrung, die sich als Fotografie, Bilderteppich, Malerei oder Skulptur artikulieren kann. Dieser Idee liegt der Traum zu Grunde, eine Bühne zu betreten, auf der Du dich befreist und nur noch existierst.“
Erikssons Zugang zur Skulptur, zum Weben und zum Video wird in der Ausstellung als differenzierte Form, um die Malerei zu untersuchen, reflektiert. Er stellt eine Verbindung her zwischen den Bronzegüsse von Vögeln, die der Illusion der Landschaft in der Spiegelung der Fenster unterliegen und daher in sie hineinflogen und dem Risiko, das die Malerei suggeriert: Nicht das Kreieren von optischen Effekten, sondern die Hervorhebung der Materialität des Mediums liegt im Interesse von Eriksson. In diesem Sinne hat er Abgüsse von Maulwurfshügeln aus seinem Garten hergestellt, derer Unvorhersehbarkeit er mit dem Fehlen absoluter, künstlerischer Kontrolle vergleicht.
In der Ausstellung ist mit Houses auch Erikssons erste Videoarbeit zu sehen, welche als Metapher für sein gesamtes Werk steht – besonders wichtig ist das Entstehenlassen von neuen Ideen, welche nicht der Norm entsprechen. Er beobachtete im Vorfeld beim regelmässigen Vorbeifahren, wie vier identisch gebaute Häuser von ihren Eigentümer nachträglich umgebaut wurden. Acht Videos werden an den Wänden eines eigens gebauten kreisförmigen Raumes präsentiert. Die Videos, die mit einer statischen Kamera von der Strasse vor dem jeweiligen Haus aufgenommen wurden, zeigen abwechselnd die Dokumentation der Innenausstattung der Häuser. Eine weitere Gruppe von neuen Arbeiten sind drei Damast-Webereien, welche auf Fotografien zurückgehen, die die Sicht von der Bonniers Konshall auf die Gleise von Stockholm zeigen. In der Fabrik wurden in aufwendigen Prozessen mit Weberei-Experten die Bilder in die Textur übersetzt, in welche in Handarbeit weitere Details eingearbeitet wurden.
Andreas Eriksson hat von 1993 bis 1998 am Royal Institute of Art Stockholm studiert. Im Jahr 2011 hat er Schweden an der Biennale von Venedig im Nordischen Pavillon vertreten. Zurzeit lebt und arbeitet er in Medelplana, Schweden.
Die Ausstellung wurde von der Bonniers Konsthall, Stockholm konzipiert.
Publikation zur Ausstellung: Die begleitende Publikation ist eine Kooperation zwischen Bonniers Konsthall, dem Trondheim kunstmuseum, dem Kunstmuseum Reykjavik und dem Kunsthaus CentrePasquArt.
Mit freundlicher Unterstützung der Stiftung Kunsthaus-Sammlung CentrePasquArt und
der schwedischen Botschaft Bern.