

Louis Michel Eilshemius und Marcel Duchamp
20 März – 22 Juni
LOUIS MICHEL EILSHEMIUS UND MARCEL DUCHAMP
20.3.–22.6.2025
Das KBCB erhielt eine bedeutende Schenkung von fast 500 Büchern für seine Bibliothek. Sie gehörten Stefan Banz (1961-2021) und sind ausschliesslich dem Künstler Marcel Duchamp (1887-1968) gewidmet. Banz hatte sich mehrere Jahre lang zusammen mit seiner Lebensgefährtin Caroline Bachmann einer beeindruckenden Arbeit rund um Duchamps letztes Werk Étant donnés : 1° la chute d’eau, 2° le gaz d’éclairage… (1946-1968) verschrieben. Am Anfang dieser Begeisterung steht eine Entdeckung: Der Wasserfall, der in Duchamps Werk in Miniaturform nachgebildet ist, hat als Vorbild den Wasserfall von Le Forestay in der Region des Lavaux, nur wenige Kilometer von Cully entfernt, wo das Paar lebt. Diese Entdeckung veranlasst die beiden zu neuen Forschungen über das Werk, die sie 2010 mit der Organisation eines internationalen Kolloquiums in Cully und der Herausgabe einer beachtlichen Publikation abschlossen. Diese Recherchen zum Wasserfall von Le Forestay brachten Banz dazu, sich mit einem anderen Aspekt von Duchamps Werk zu beschäftigen. Étant donnés ist eine Art Diorama, zu dem wir nur durch zwei kleine Löcher in einer alten Holztür Zugang haben. Banz hat akribisch untersucht, inwiefern diese Inszenierung dem New Yorker Maler Louis Michel Eilshemius (1864-1941), den Duchamp sehr bewunderte, zu verdanken ist.
Eilshemius war eine Randfigur der New Yorker Kunstszene zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Seine Werke, die fast ausschliesslich auf dickem Bristol gemalt wurden, umfassen hauptsächlich weibliche Akte und Landschaften. In ihnen zeigt sich der Einfluss der Schule von Barbizon und Camille Corot, aber auch von amerikanischen Landschaftsmalern wie Albert Pinkham Ryder. Die schnelle, ja sogar grobe Behandlung mancher Motive erinnert wiederum an die naive Kunst. Ab 1909 fügte Eilshemius seinen Kompositionen atypische Rahmen hinzu, deren Form Banz wie «voyeuristische Gucklöcher» beschreibt. Es war höchstwahrscheinlich dieser letzte Aspekt, der Duchamp faszinierte: diese zweideutige Beziehung zwischen dem Werk und seinem Betrachter. Als Duchamp 1917 die Malerei von Eilshemius entdeckte, war dieser praktisch unbekannt. Duchamp setzte sich daraufhin für seine Anerkennung ein und organisierte 1920 und 1924 zwei erste monografische Ausstellungen in New York. Kunstkritiker und Sammler begannen, sich ernsthaft für das Werk zu interessieren. Doch Eilshemius, der zweifellos von den Misserfolgen der vergangenen Jahre erschöpft war und geistig zunehmend instabil wurde, gab 1921 die Malerei endgültig auf. Dennoch wurden seine Werke immer häufiger in den renommiertesten Galerien von New York ausgestellt. So fanden von 1932 bis zu seinem Tod 1941 mehr als dreissig Einzelausstellungen statt.
Bei seinen Nachforschungen über das Leben von Eilshemius macht Banz eine weitere Entdeckung. Die Mutter des Malers, Cécile Elise Robert, stammte aus der Gegend von La Chaux-de-Fonds, wie auch die Malerdynastie Robert. Es konnte zwar keine direkte Verbindung hergestellt werden, aber es ist dennoch möglich, dass Eilshemius ein entfernter Nachkomme der berühmten Malerfamilie ist.